und die FAZ (9.8.22)
Auch die FAZ (9.8.) war in Salzburg bei Káťa Kabanová. Viel Originelles fiel dem braven Musikkritiker nicht ein, der Artikel über ihm liegt wie ein schweres Blei auf ihm. Ein mir unbekannter ukrainischer Literat will dort nicht mehr russisch schreiben und rechnet auf seine Weise mit den russischen Menschen und ihrer Kultur ab. (Er hat aber nichts gegen die dt. Sprache und eine Veröffentlichung in der FAZ...)
Das passt zu seinem Präsidenten, der jeden Tag aufs Neue Repressalien gegen alle Russen fordert. (Die Eskalationsspirale dürfte nun bald zu Ende sein, oder hat seine PR-Agentur noch ein Ass im Ärmel? Russland mit Atombomben befreien? Frau A.B. macht auch da sicherlich mit.). Wir wiederholen hier nicht, was Rosa Luxemburg über die ukrainische Kultur und ihren Nationalismus schrieb, wer möchte schon auf Selenskyjs schwarzer Liste enden?!
Was man in der FAZ alles im Kulturteil schreiben darf?! Wie weit ist es noch zu den „russischen Untermenschen“? Wächst hier was zusammen und kriecht hervor?! - Dass die Anpassung an das herrschende imperialistische Imperativ, an die neue dt. Rolle in der Welt, nicht heller macht, kann man man im Feuilleton gut studieren; war ja vor langer Zeit nicht der schlechteste Teil der FAZ.
Nun hat J.B. „Eine klingende Brücke in den Himmel gehört“ in Salzburg bei Katja Kabanova (vereinfacht geschrieben), nach einem Drama von Alexander Ostrowski. (Huh: ein Russe). Oben auf der Seite gibt es keine (russische Kultur) mehr, unten hilft sie noch beim Brückenbau ins Jenseits.
Der Witz an der Oper, die Barrie Kosky inszenierte, war nicht die Musik, die schön wie immer war. Der Witz war der nicht vorhandene Kontext der Handlung, der Szenerie, die aus lauter Puppen und ein paar echten Menschen bestand, nicht zu unterscheiden, die uns den Rücken zu kehrten– und, lange aufgereiht, vor einer Mauer standen. Je nach Akt standen sie mal mehr so und mal mehr so, während davor die Musik spielte. Herr Brachmann verschwendet wenig Geisteskraft auf dieses seltsame Bühnenbild. Statt dessen wird einmal mehr ein bisschen Musik nacherzählt, dies und das hervorgehoben und nachgesungen.
Ich frage mich aber, wen diese menschlichen Puppen vorstellen sollen? Hätten die Sponsoren nicht so geknausert, und man den einen oder anderen Sponsor entsorgt, wären alle echt gewesen! - (Als wenn jemals ein Sponsor sein Geld auf ehrliche Weise verdient hätte! Nur die Höhe der Profitrate entscheidet, wie kriminell die Sache ist, Diebstahl ist sie allemal, könnte Rosa Luxemburg erklären. Wer die Profitrate von Pfizer kennt, weiß, wem er nicht vertrauen sollte.)
Ich denke, die Menschen haben sich abgewandt, und das ist noch das beste, was die einfachen Leute so tun können. Den Liebeshändel in der bürgerlichen Welt – wen interessiert das noch in diesen Zeiten?
Den hat die Regisseurin vom „Reigen“ in Salzburg und ihre 10 Autoren auch gleich ent- bzw. versorgt. Ohne Russland-Bashing geht es nicht mehr, ohne Kontext und völlig losgelöst. Ohne Kontext versteht man aber nichts, alles wird beliebig, zeitlos, schön; und kein Sponsor hat irgendwelche Einwände.
Wir sind nach der 8. Begegnung gegangen, länger war das nicht auszuhalten. Freilich gab es in Salzburg viel schöne Musik, gerne auch umarrangiert für das neue Talent (Il Trittico), die dafür nichts kann, und denen, die sich die Karten usw. leisten können, ein paar entspannte Stunden gewährt haben. Viel zu gewinnen, gab es nicht. Nennen wir es: Eine Mischung aus Ertüchtigung und Fronturlaub vom ideologischen Krieg gegen „die Russen“. Der freilich drückt - nicht nur das Niveau.
Update:
Gut zum Thema, überraschen im „nd“
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1166230.salzburger-festspiele-protest-gegen-den-tod.html