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Die Werte der Wenigen

Veröffentlicht am 25.03.2022

Taking the Risk out of Democracy

Soll ich mehr über die vielen schlechten Bücher schreiben, die ich in die Hände bekomme, oder mehr über die wenigen guten? Vielleicht täusche ich mich, aber die schlechten kann ich leichter in unserer öffentlichen Bibliothek finden, während ich gute, z.B. aus den USA bestellen musste.

Das Buch gab es natürlich(!): Die Werte der Wenigen. Eliten und Demokratie. Hrsg. von Konrad Paul Liessmann. Philosophicum Lech Bd. 23, Wien 2020

Das natürlich(?) nicht: Alex Carey: Taking the risk out of democracy. Corporate propaganda versus freedom and liberty. Forword by Noam Chomsky. Illinois 1997

Schon das Wort Elite ist natürlich eine Irreführung, weil es den Weißwäschern der Mächtigen erlaubt, alles und alle möglichen darunter aufzuführen, und sich damit unsichtbar zu machen. Wenn unser Gesundheitsminister (Spahn) Elite ist, dann ist alles möglich. Und die Frage, wie er sich mit seinem Partner zusammen die Villa verdient hat, nur dem Neid geschuldet. (Hoffe die jW gewinnt ihren Prozess um den Preis der Villa!)

Beim ersten (K.P. Liessmann) leicht demokratischen Text geht es ordentlich durcheinander, man resümiert auf feuilletonistischem Niveau. Und was anderes könnte ein gesponserter Philosophiekongress in Lech hervorbringen und wie seine Nützlichkeit beweisen, als mit demokratischem Gemenge für Optimismus und gute Unterhaltung zu sorgen?

Um den Bürger zu erschrecken, darf man gerne auch mal wieder den in Mode gekommenen Marx zitierten (A. Grau), und um den Kitzel zu erhöhen, ihm sogar partiell recht geben, dann aber sich in das wohlfeile Reich der Kultur zurück ziehen, wo mehr geht als weiter unten Richtung Basis.

Schlimmer geht immer, wie man weiß, und dem machen die nächsten Autoren (Eilenberger, Gentinetta) dann auch alle "Ehre". Frau Gentinetta hat einen Satz von Shakespeare, den sie ordentlich strapaziert, so dass natürlich eine andere Frage gar nicht entstehen kann. Die Geschichte, die französischen Revolution und die Folgen, beackert sie mit Tocqueville, kämpft wie in guter alter Zeit gegen Sozialismus und(!) Demokratie, um mit T. gegen das demokratische Übel des Neids anzugehen, damit auch ja kein Gedanke an Klassenkampf verschwendet wird. (Wird er auch nicht, soweit ich gelesen habe.)

Eigentlich wollte ich nach diesen Texten aufhören, aber Frau Charim, die ja wenigstens Althusser kennt bzw. flüchtig(?) kannte, hat mich dann dazu verführt, sie noch mitzunehmen. Nun, was weiß sie noch von Demokratie? Das soll eine Gesellschaftsform sein, die Macht institutionell begrenzt. Ach wie schön, ich sehe hier das Kind schon leblos im tiefen Brunnen. Dass das mit dem Gemeinwohl schon immer Schwindel war, kommt ihr nicht, sie rettet mit Hilfe jener Untersuchung, die herausfand, dass egalitäre Gesellschaften für alle(!) besser sind, die unegalitären. Das erinnert an die schöne Zeit, wo es noch ein "Argument" war, dass Betriebsräte gut für Unternehmen und die "Wirtschaftsdemokratie" seien. Genug damit, ich werde das Buch nicht weiter lesen, auch wenn die Möglichkeit besteht, dass irgendwo auf den hinteren Plätzen sich tatsächlich noch ein Gedanke findet, denn bei Gentinetta - "ein letzter Gedanke noch..." - habe ich keinen gefunden.

 

Aber es gibt auch wirklich erhellende Lektüre zu diesem Thema, und da wären wir bei Alex Carey. Er beschreibt am Beispiel der USA, sie waren die ersten, wo sich die "Eliten" Gedanken um die Demokratie machten und um die Gefahren, die vom Volk drohen. Es geht um den Wechsel von Terrormethoden z.B. gegen Streikende zu den modernen Methoden der Massenbeeinflussung. (Dass erstere notfalls auch noch zur Verfügung stehen, steht dahin.)

Insofern ist das auch eine kurze Geschichte der US-Demokratie vom Anfang des letzten Jahrhunderts, und ein bisschen davor. Die Eliten haben sich rechtzeitig Gedanken gemacht, sich organisiert, und Vorkehrungen getroffen, dass das Volk weder die Falschen wählt, noch, dass es Gesetze gibt, die ihnen schaden könnten; das ist bis Google, Facebook und Amazon so geblieben und eine, leider, Erfolgsgeschichte. (Das muss aber nicht so bleiben.) Sie waren keine Verschwörer, obwohl sie das doch auch waren, es waren Leute, die man bei uns noch heute in den bürgerlichen Medien, allen Parlaments-Parteien, Universitäten und privaten Stiftungen usw. findet, die sich Sorgen machen, damit es so bleibt, wie es ist, wozu, das sagen ja die Philosophen oben, gerne auch es ein bisschen Kritik geben darf. Im Rahmen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung versteht sich.

 

 (Geschrieben 9/20)

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