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Im Restaurant in Berlin kurz vor Schluss

Veröffentlicht am 30.12.2022

und Rätselraten

Eigentlich wollten wir dort nochmals den Silvesterabend verbringen, den, ein Jahr davor, haben wir in guter Erinnerung, auch wenn die Dame keine ganz große Freundin der Weinbegleitung ist. Die Weine waren damals auch meistens durchaus akzeptabel, mitunter auch mehr, ganz selten ein bisschen weniger, der Chef erzählte dazu jeweils vor der nächsten Runde netten Geschichtchen, nicht ohne seine Auswahl zu favorisieren.

Nun, waren wir ein paar Tage vor dem Ende des Lokals nochmals dort. Der Weinkeller scheint restlos geräumt, mit Mühe gab es noch eine Flasche Rotwein „zur Auswahl“. Beim Weißwein gab es noch doppelt so viel Auswahl.

Ansonsten gab es, wie in dieser Art der ambitionierten, besternten und überhypten Küche fast schon üblich, nur ein Drei-Gänge-Menü zur Auswahl.* (Nun lasse ich die „“ weg!)

Nicht schlecht, nur das Entenfleisch war noch etwas blutrot, was nicht alle mögen. Bis wir unseren Wein bekamen, das war ein harter Kampf, der zugegeben kein Mitleid verdient.

Die Reservierung ging auch schief, aber erfreulicherweise fand sich noch ein freier Tisch.

 

Köche figurieren als Speerspitze der herrschenden neoliberalen Ideologie, sind sich auch in der Regel für nichts zu schade (Impfwerbung in Stuttgart eines bekannten, wie ich finde, etwas überschätzten Koches). Die Rache sind die B-Promis, die ihre Kochrezepte unters Volk bringen oder, am schlimmsten, Kochbücher schreiben.

Es gibt, wie bei den Angestellten der herrschenden Klasse, die in den Parlamenten ihr Wesen (ver-)treiben, den Hang sich zu überschätzen: sie wähnten sich an der Macht, waren aber bloß an der Regierung. Das gilt auch für manche Köche, die sich nun auch für alles andere als die Küche nicht zu schade sind. Aber das ist eine Abschweifung. Die Frage war, am Ende der Spielzeit des Lokals, was zeigt sich da? Das Ende?

 

Auch die Pandemie soll jetzt zu Ende sein, wobei manche Regierenden nicht von ihrem Notstand lassen können – und wollen; schätze, sie wollen lieber die Zeit bis zum nächsten überbrücken. Denn der nächste wird gerade vorbereitet; dt. Waffen in aller Welt verbreiten Frieden und Wohlstand, nur mit dem klimaneutralen Panzer hapert es noch. Gab es da nicht mal diese Neutronenbombe, die das besser könnte?

 

„Aber der Burgfriede, den Sie da mit Gehlen geschlossen zu haben scheinen, der macht mich doch stutzig. Gewiss, dass alles bei ihm der Verdüsterung entspringt, das gebe ich zu. Und dass er, was Denklust, Denkkraft und Geschmack betrifft, dem, was Sie sagen ‚mittleren Fortschritts‘ -Vieh, das ununterbrochen ‚fordert‘, und dessen blökender guter Wille mich genauso so zur Raserei treibt wie Sie, turmhoch überlegen ist, darüber gibt es gar keinen Zweifel. Aber seit wann ist Verdüsterung ein Verdienst, seit wann bringt Denkkraft oder Geschmack Schuld zum Verschwinden?“ - Kleines Rätsel, wer ist hier angesprochen?

 

PS: In Stuttgart bekomme ich eine Einladung zu einer Veranstaltung über Friedrich Westmeyer, einem Anführer der radikalen Linken in der Vorkriegssozialdemokratie. Wie stellt ein Mitglied der Linken diesen nun vor: Es geht um die revolutionäre Realpolitik, das Anknüpfen an die Sorgen der arbeitenden Menschen und dann den Ort, in dem er dieser Politik nachging: Ortsverbandsvorsitzenden, Gemeinderat und dann auch noch Landtag. Welche Karriere. Und das wäre meine zweite Frage, wieso kommt mir das so vor, als wäre dies heute von einem sogen. Linken geschrieben?

Revolutionäre Realpolitik. Ich habe das Gefühl, da ist nur noch das Real übrig.

„Immer wieder denke ich an Gide‘s Wort: alles ist schon einmal gesagt worden, aber da niemand hinhört, muss man es immer wieder sagen.“

 

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* Mit der Auswahl in diesen Spitzenlokalen ist es wie im Leben draußen, vor dem Lokal. Wir haben die Auswahl: eine (1). So ist es in der Demokratie heute, die niemand vermisst.

 

* Wer jetzt noch Maske trägt, changiert vom Ideologischen ins Pathologische, schwer manchmal zu trennen

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