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Oper

I did it my way – ist eine Drohung!

Gestern Abend (28.9.) waren wir in „I Did It My Way“, Staatsoper Stuttgart, eine angebliche Hommage an Nina Simone und Frank Sinatra. Nun, fassen wir uns gleich kurz: wir fanden das eher eine Blamage.

Es wird ja nicht besser, wenn man bei der Einführung schon gewarnt wird, dass Herr Eidinger nicht besonders singen kann, aber schauspielern! Freilich ging es hier ums Singen, und man hört rasch, dass er wirklich nicht singen kann: über die Aussprache hier nichts. Das weiß offensichtlich auch der Dirigent, weshalb er das Orchester so laut spielen lässt, dass man manchmal Eidinger nicht mehr hört. Der Preis dafür ist, man hat hinterher einen Druck auf den Ohren, wie sonst nur nach einer Gondelbahnfahrt.

Frau Herden ist um Längen besser, weshalb man wohl zum Schluss vermied, dass die beiden sich den Applaus – oder auch nicht – einzeln abholten, hätte blamabel werden können.

Das Bühnenbild ist einfallslos, die große Bühne wird gefüllt, in dem Sänger und Tänzer darauf herum rennen oder »tanzen«. Der Tanz erinnert etwas an eine Zombie-Apokalypse, es gibt ein Raufen, Rennen, Zittern, Werfen, Verrenken usw. Einen Zusammenhang außer eben dem, etwas Spektakel zu machen, erkennen wir nicht.

Mit den Untertiteln ist es auch so eine Sache, mal in Deutsch und Englisch, mal nur in Englisch, mal nichts, und gegen Ende, wenn der Scheinwerfer es so will, sieht man auch nichts mehr.

Warum der Intendant der Oper am Schluss mit auf die Bühne geholt wird: ein Rätsel, nächstes Mal wird vermutlich auch Herr Kretschmann als sein oberster Vorgesetzter mit dabei sein. Das wird ein Fest!

Wir sind sprachlos. Wie ist so etwas möglich? Welches Armutszeugnis für die Jubelpresse, für die Verantwortlichen, die vermutlich alle an einem kollektiven Hörsturz leiden?

Die spannende Frage aber ist, warum applaudiert das Publikum? Hören die nichts, sehen die nichts? Warum fragt es nicht nach dem Sinn der Bilder?

Ich kann mir das nur so erklären: Wenn man Hoch- und populäre Kultur mischt, die FreundInnen der Hochkultur ihre Ästhetik lieber vergessen und die anderen schauen ehrfürchtig nach oben. Das geht meistens schief oder endet schrecklich wie in diesem Falle.

Wenn diese Produktion ein Argument für die Opernsanierung sein soll, schlage ich doch vor, diese uns eher zu ersparen, und sicher ist im Theaterhaus noch Platz…

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