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Zack, Zack, zackig


Zack: Eine Sinfonie
Texte von Daniil Charms
Ein Abend nur mit „Tatort“-Kommissar Wolfram Koch

Für Theater- und Operngänger, Meister der Sublimation, ist das »Stück«, wenn man dieser »Sinfonie« eine gewisse innere Kohärenz attestieren mag, eine Erholung, anders gesagt: eine Entsublimierung bzw. eine gezielte temporäre Regression.

Anders geschrieben, seit der Entstehungszeit hat das Stück seinen Charakter völlig verändert, genauer: das Publikum und seine Rezeptionshaltung: Was einst, wie Dada oder der Surrealismus, als Protest gegen eine Realität und deren »Rationalität« gedacht war, die, als der Weltgeist die Fronten wechselte, sich als Horror einer endlosen Endzeit heraus stellt; das gilt gleicherweise für das Experiment der Sowjetunion, das in Stalins Kerker endete, wie auch für oder im imperialistischen Westen, v.a. für Deutschland mit seinen bisher(!) zwei Griffen nach der Weltmacht.

Nun, heute ist das, was wir sehen, eine Regression: das ganze Vomitieren, und die von anderen den Deutschen vielleicht nicht ganz zu unrecht attestierte Analfixierung, da kommen wir, die Zuschauer, voll auf unsere Kosten. Das ist nett gemacht, ein Schauspieler spielt viele Rollen, auch kostengünstig, und findet seinen wieder etwas sublimeren Höhepunkt in der Opernparodie, die freilich eine Wahrheit über den hiesigen Opernbetrieb ausplaudert bzw. ausspuckt: es kommt gar nicht auf die Handlung an, warum sich eine Geschichte dreht, die ist vielmehr ein (zweifelhafter) Anlass zum repetitiven Singen. Hier, allen kulturellen Ballastes entkleidet, kommt die Zeit auf ihren Begriff oder zu sich selbst und singt: Ich schlage dich! …

Während wir auf der Homepage des Stuttgarter Staatstheater lesen, dass Wolfram Koch »sein Publikum vor allem unterhalten und zum Lachen bringen« will, das reicht aber nicht: neben der Komödie muss noch Platz für die Tragödie sein, da die Komödie in der Hochkultur eher geduldet als geliebt wird: also begegnen wir den Texten mit »doppeltem Lachen«, was immer das nun bedeuten mag.

Wir leben in gewendeten Zeiten, da werden Gründe zum Lachen rar, andererseits produzieren diese Zeiten eine Nachfrage nach einem Lachen über sie. Da wir uns nichts (bzw. zu wenig) Gegenwärtiges trauen, greifen wir weit und weiter zurück. Könnte freilich sein, dass wir wieder daran gewöhnt werden, nicht nur Eisen sondern auch Scheiße zu fressen.

Das Stück war nett, man unterhält sich, das eine oder andere bleibt in Erinnerung, und bei der nächsten (echten) Oper steht der Running Gag schon fest: Ich schlage dich…

Und was kommt im Kino?