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Geschichte

Migration und Militarismus*

Vorgeschichte

»Die industrielle Reservearmee kann nämlich durch die natürliche Fortpflanzung des kapitalistischen Lohnproletariats nicht gebildet werden. Sie muß andere soziale Reservoirs haben, aus denen ihr die Arbeitskraft zufließt – Arbeitskraft, die bis dahin noch nicht unter dem Kommando des Kapitals stand und erst nach Bedarf dem Lohnproletariat zugefügt wird. Diese zuschüssigen Arbeitskräfte kann die kapitalistische Produktion nur aus nichtkapitalistischen Schichten und Ländern ständig beziehen.« Rosa Luxemburg (1913)

Geschichte

Was etwas zu kurz kommt bei dem Thema: zwei Stimmen aus der Geschichte der Arbeiterbewegung, als die marxsche Theorie noch eine Rolle in der politischen Auseinandersetzung (Klassenkampf) spielte:

1. »Zwei Nationalitäten gibt es in Wirklichkeit in jedem Lande: die der Ausbeuter und die der Ausgebeuteten. Der eigene deutsche Kapitalist ist dem deutschen Proletarier Feind, der fremde Proletarier hingegen, ob Franzose, Engländer oder Russe, ist sein Bruder. Rücksichtsloser Kampf gegen jenen, treue Solidarität mit diesem – das war unser Evangelium.« Rosa Luxemburg (1916)

2. „In jeder nationalen Kultur gibt es – seien es auch unterentwickelte – Elemente einer demokratischen und sozialistischen Kultur, denn in jeder Nation gibt es eine werktätige und ausgebeutete Masse, deren Lebensbedingungen unvermeidlich eine demokratische und sozialistische Ideologie erzeugen. In jeder Nation gibt es aber auch eine bürgerliche (und in den meisten Fällen noch dazu erzreaktionäre und klerikale) Kultur, und zwar nicht nur in Form von ‚Elementen‘, sondern als herrschende Kultur. Deshalb ist die ’nationale Kultur‘ schlechthin die Kultur der Gutsbesitzer, der Paffen, der Bourgeoisie.“ W.I. Lenin (1913)

3. »Der Weltkrieg, der jetzt von den kapitalistischen Staaten vorbereitet wird, ist nichts als ein Raubzug imperialistischer Profitgier, blutige Balgerei um die Beute. Einem solchen Krieg stemmen wir uns entgegen, indem wir unsere ganze Macht in die Schanze schlagen unter dem alten Ruf: Proletarier aller Länder, vereinigt euch!« Rosa Luxemburg (1916)

Nachwort oder die Wiederkehr alter Gespenster: der Militarismus

»Das Proletariat der gesamten Welt hat von jener Politik, die den Militarismus nach außen notwendig macht, keinen Nutzen zu erwarten, seine Interessen widersprechen ihr sogar auf das allerschärfste. Jene Politik dient mittelbar oder unmittelbar den Ausbeutungsinteressen der herrschenden Klassen des Kapitalismus. Sie sucht der regellos-wilden Produktion und der sinnlos-mörderischen Konkurrenz des Kapitalismus mit mehr oder weniger Geschick über die Welt hinaus den Weg zu bereiten, indem sie alle kulturellen Pflichten gegen die minder entwickelten Völkerschaften niedertrampelt; und sie erreicht doch im Grunde genommen nichts, als eine wahnsinnige Gefährdung des ganzen Bestandes unserer Kultur durch die Heraufbeschwörung weltkriegerischer Verwicklungen.« Karl Liebknecht (1907)

* Dieser Beitrag hat es leider nicht in das Themenheft des „Ossietzky“ geschafft. Nun also hier.