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Denk ich an Deutschland... – und Israel

Veröffentlicht am 02.01.2024

Eins, zwei, drei... Vergleiche

„Wann hast du zuletzt eine rote Fahne bei einer israelischen Demonstration gesehen?“

 

Ich bin eher zufällig zu dem Buch gekommen, es lag auf der Ladentheke, bestellt, aber nicht abgeholt, als es die Dame entdeckte und kaufte.

Selten habe ich so ein spannendes und erhellendes Buch gelesen. Vorausgeschickt sei, dass ich mich zu dem Thema Israel eher distanziert verhalte, weil man, wenn man nicht ganz, d.h. Hundertprozentig politisch korrekt im Sinne der Staatsräson palavert, schnell in die rechte Ecke gestellt wird. Warum ist das so?! Das ist eine der Fragen, die der im Buch verhandelte Dialog erhellt. Und vieles andere mehr: Warum gibt es Juden in D., aber keine deutsche Juden mehr (in offiziellen Titeln), und warum so viele Antisemitismus-Beauftragten, was macht den Zionismus aus, und musste er in Kolonialismus und Rassismus enden? Turnvater Jahn u.a. als Vorbilder und deutsche Nationalphilosophen? Die Rolle der Angst! Und darf man vergleichen?- Ja, man muss, und ohne dass dadurch etwas gleich gemacht wird. Erhellend ist das allerdings! (Und wäre es auch bei anderen Themen!)

 Denke ich an die elende Beiträge zu dem Thema, die man in dieser Zeit serviert bekommt, von der Kollektivschuld bis zur unbedingten, d.h. blinden Solidarität („So ist es stets, wenn man im Sinne von 1984 agiert: Man übernimmt die Begrifflichkeit des Gegners und stellt sie auf den Kopf.“), dem antideutschen Mist, und was für Un- oder Gegensinn bei uns als Antifaschismus sich maskiert*, ja, dann haben wir in dem Buch ein Niveau an Aufklärung und Unterhaltung, das man nicht mehr gewohnt ist und das einen geradezu erfreut.

Sollte ich noch einmal mit diesem Thema konfrontiert sein, werde ich die Lektüre dieses Buches als Voraussetzung verlangen, sonst ist besser peinliche Stille als Flach- und Unsinn.

Das Buch ist eine bemerkenswerte Schule für Dialektik und kritische Geschichtswissenschaft und zeigt auch den Wert (Herr Zuckermann) eines an Marx und Freud geschulten Denkens, wobei auch Herr Zimmermann beachtlich ist.

 

Denk ich an Deutschland... Moshe Zimmermann und Moshe Zuckermann. Ein Dialog in Israel. Westend Verl., 2023

 

*“Es ist kein Wunder, dass sich Rechtsradikale in diesem Kampf gegen den Antisemitismus ganz vorne einreihen; dient er ihnen doch als nützliche Waffe gegen Araber, Muslime und Asylsuchende.“

 

PS: Nur einmal finde ich einen Brief problematisch, weil oberflächlich, „moralisch“, S. 281, zum Überfall Russlands auf die Ukraine. Immerhin ist im nächsten Brief wieder etwas von der entscheidenden Methode des Vergleichs zu lesen, weshalb man das Buch ruhig zu Ende lesen sollte, v.a. weil es noch um Netanjahus neue, letzte Regierung - „die eine rechtsextreme, rassistische Partei beherbergt, aber keine einzige Partei aus der sogenannten Mitte.“ - geht und die deutsche offizielle (Nicht-)Reaktion.

Nun ist es in Israel wie bei uns, hier feiert man Henry Kissinger, dort lädt man „rassistische Diktatoren wie Viktor Orban, Jair Bolsonaro und Rodrigo Duterte“ ein, „einen Kranz in Yad Vasem niederzulegen“.

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