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Grundgesetz, FAZ und die Geschichte

Veröffentlicht am 09.06.2024

Ein Beitrag zum Fest

Wenn dieses Jahr das Grundgesetz gefeiert wird, und dieses immer noch am Leben erscheint, so möchten wir dazu auf zwei Texte hinweisen: einen Vortrag und ein Buch.

 

Den Vortrag hielt Ferdinand Lassalle 1862, und was er dort sagte, erhellt vielleicht mehr diese provisorischen „Verfassung‟ als das, was wir zu hören bekommen werden. Erfreulicherweise kann man den Text hier nachlesen:

https://www.marxists.org/deutsch/referenz/lassalle/1862/xx/verfassungswesen.htm

 

Was nun die Aktualisierung dieses Textes von Lassalle angeht - „Sie sehen also, meine Herren, die Herren Borsig und Egels, die großen Industriellen überhaupt, – die sind ein Stück Verfassung‟ - so empfehle ich dazu ein Buch: David De Jong: Braunes Erbe. Die dunkle Geschichte der reichsten deutschen Unternehmerdynastien. Büchergilde Gutenberg 2022, die Geschichte der reichsten Männer und ihrer Dynastien der ca. letzten Hundert Jahre. Wie sie wurden, was sie waren, könnte man schreiben.

Da die Rüstungsindustrie wieder boomt, ist es doch lehrreich zu sehen, wann das schon einmal der Fall war und wer davon profitierte und wer bezahlte.

Man liest in dem Buch so etwas, auf die Kriegsverbrecherprozesse nach 1945 bezogen:

„Am 19. April begann die Hauptverhandlung. In seinen Eröffnungsworten betont Telford Taylor die breite Mitverantwortung der deutschen Industriellen an den NS-Verbrechen und am Machterhalt Hitlers: ‚Eine Diktatur ist nicht deshalb erfolgreich, weil jedermann sich ihr entgegensetzt, sondern weil machtvolle Gruppen sie unterstützen‘, stellte er fest. ‚Die Diktatur des Dritten Reiches stützte sich auf diese unheilige Dreieinigkeit des Nationalsozialismus, Militarismus und Wirtschaftsimperialismus.‘‟

Findet man Journalisten, die die unheilige Allianz von Militarismus, Wirtschaftsimperialismus und … in die Gegenwart übersetzen? - Bekämen sie dafür einen Preis? Den z.B.

„...verleihen Herbert Quandts Erben seit 1986 einen Journalismus-Preis - den Herbert Quandt Medien-Preis, jährlich dotiert mit 50.000 Euro und nach dem Mann benannt, dem einst ein ‚fast krankhafter Hang zu Geheimnistuerei‘ attestiert wurde.‟

Hermann Josef Abs zweimal über Günther Quandt:

1941: „Ihre hervorragendste Eigenschaft aber ist ihr Glaube an Deutschland und den Führer.‟

1955: „Er hat sich niemals knechtisch dem übermächtigen Staat unterworfen.‟

Ach der Preis:

„Am 22. Juni 2019, zwei Tage nach der Veröffentlichung des Interviews [mit Susanne Klatten und Stefan Quandt], wurde der jährliche Herbert Quandt Medien-Preis vergeben, wie üblich am Geburtstag des Industriemagnaten. Am selben Tag veröffentlichte Stefan Quandt eine Version seiner Rede zur Preisverleihung als Kolumne in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Der Titel seines Beitrags lautete: ‚Schützt das Privateigentum!‘. Darin protestierte er gegen eine vermeintliche Bedrohung des Privateigentums, gegen die drohende Erbschaftssteuer und das Schreckgespenst der Enteignung. Die Tatsache, dass sein Großvater und Vater sich über das Privateigentum ihrer Opfer aus der NS-Zeit hinweggesetzt und massiv von der staatlich geförderten Enteignung profitiert hatten, war dem BMW-Erben offensichtlich entgangen. Zehn Tage später wurde Stefan Quandt Mitglied im Aufsichtsrat der FAZ.‟

Nun die FAZ feiert auch, warum und was auch immer, d.h. sich selbst.

Sie feiert sich selbst, und das scheint mir der geringste Grund zu sein.

 

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