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Herrenchiemsee

Veröffentlicht am 12.08.2023

Feiern bis der Feind... (FAZ vom 11.8.23)

  Die FAZ ist eine Zeitung mit einem gewissen Witz. Einerseits versteht sie sich als eine Art Deutschland-Sprachrohr, und „Deutschland“ sind am wenigsten wir, die Vielen, sondern das, was Regierung und deren Berater (Großkapital) sich für uns vorstellen, also was gut für sie ist und Gut wird.

Die Verbindung von Oben und Unten klappt immer schlechter, was Wunder, wenn das neue imperialistische Deutschland den Lohnabhängigen und Armen die Kosten für seine Kriege und staatskapitalistische Wirtschaftspolitik aufzwingt.

Aber nun mahnt einmal mehr das Staatsoberhaupt; diesmal nicht die Masken zu tragen, um sich vor den Mitbürgern zu schützen, sondern wir schützen uns vor unseren Feinden, also doch so ähnlich: Den Demokratiefeinden, die uns die Demokratie wegnehmen wollen, was ja voraussetzt, wir hätten sie! Ob wir sie haben, und was darunter zu verstehen sei, ist eine knifflige Frage. Da hält man sich am besten an Papier, das nicht nur geduldig, sondern auch Auslegungssache ist. Wer wirklich etwas verstehen möchte, der lese Ferdinand Lassalle: Rede über das Verfassungswesen.

Jetzt geht es um den in Herren(!)chiemsee geschriebenen Entwurf für das Grundgesetz. Dass der von den Herren stammt, bleibt nun auch das einzig zu kritisierende in der FAZ, womit einmal mehr klar wird, wozu in diesem Sinne die Damen gut sind. Sie lenken den sich bildenden kritischen Gedanken in eine harmlose Richtung (Quotierung) ab.

Der Sinn der militanten Reden dort ist einfach: Keine Freiheit für die Feinde der (unserer) Freiheit, und Herr Steinmeier & die Aktionäre der Deutschland AG legen fest, wer Freund und Feind. Damit sind die Fronten klar, nur wer steht wo?

Ob Steinmeier und die anderen feste Redenden nun die AfD erwähnen oder nicht, sie sind gemeint oder auch nicht. Aber der Verfassungsschutz sieht „die Menschenwürde ganzer Personenkreise vermehrt durch eine Partei verletzt“. Würde Würde.

Dass und nun kommt der Witz, es die Würde der arbeitenden Menschen nicht verletzt, wenn, wie Habecks willige Berater so fordern, sie die Rente ab 63 abschaffen? (Dies nur als kleines Beispiel.) Die Forderung steht genau unter dem Jubelmahnartikel zu Herrenchiemsee.

Wie verträgt sich das? Die Würde ist ein Gut, das wenig kostet, also wohlfeil zu haben und großzügig zu verschenken ist. Bekannt ist, dass sich die Sonne um die Erde dreht, alles andere wäre mit Unkosten für die zerbrechliche Ordnung verbunden.

Aber wir leben sie; nicht unser Leben, das wird mühsamer, lebt immer weniger, aber die zerbrechliche Ordnung. Das lesen wir auf der rechten Seite der FAZ.

Dort erfahren wir von einer Vergangenheit, die – da hilft die FAZ gerne – auch unsere Zukunft sein wird: „dass der Rechtsstaat auch von Trägern des NS-Unrechtsstaates errichtet wurde, die etwa beim Entwurf von Herrenchiemsee Hand in Hand mit den Nazi-Opfern zusammenarbeiteten.“ Lernfähigkeit, nennen sie das! Andere: Kontinuität oder Anpassung oder...

Nun fragt sich der besorgte Bürger, ist das nicht ein Integrationsangebot an jene Bürger, die man eben noch als Feinde (nicht) benannt hat. Schlimmer können die kaum sein.

Oder ist das im dialektisch furchtbaren Sinne nicht auch andersherum möglich, wie das Ende der Weimarer Republik schon zeigt, als die willigen Eliten bereit für das Folgende waren, sind?

Ob die einen mit den anderen oder umgekehrt, man sieht in Berlin nur noch die einen, die anderen (AfD) sind wie die Frauen in Herrenchiemsee als echte Opposition nicht vorhanden, sie stellen den Popanz, so werden sie gerade gebraucht. Später dann mehr. Dann wird die FAZ sie rufen.

Aber es gibt noch mehr Witz im Kommentar von Herrn Müller:
„Es gibt keine Menschen zweiter Klasse“. Der Mann war noch nie beim Arzt, fährt auch nicht Bahn usw. Ist Müller der spaßige Name für die KI, die in der FAZ die Kommentare schreibt?

„Es gibt keinen niedrigen Rang vor dem Gesetz“, also auch noch nie vor Gericht gestanden oder in eine Polizeikontrolle geraten – auch nichts darüber gehört?! „Es gibt keine niedere Herkunft“, das mit dem Geschlecht lassen wir mal weg; aber, wenn es keine niedere Herkunft gibt, so sorgen Herrn Habecks Berater nun ganz aktuell dafür, dass es bald wieder eine gibt.

 

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»Denn es geschieht alles fürs Vaterland, welches eine praktikable Dekoration ist, bestehend aus zwei Teilen, dem Vorteil für die einen und dem Nachteil für die andern.« Karl Kraus

und für die kommenden Tage schon noch dies:

„Die vaterländische Idee war nichts anderes als der Ruhmfusel zur Animierung für ein bei klarem Verstand zweifelhaftes Geschäft und unzweifelhaftes Verbrechen, als die verklärende Ausrede für einen Diebsplan, und darum ein Betrug am Beutel und am Ideal zugleich; ihre Exekutoren nichts als mehr oder minder bewußte Einbrecher, deren Komplizen Seelsorger, Jugendbildner, Ärzte und sonstige Konsorten der Humanität, ihre Opfer beklagenswert, tadelnswert und nur entschuldigt durch eine angeborne, von der vaterländischen Erziehung bestärkte Geistesschwäche.“ (ders.)

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