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Bahnkultur

Veröffentlicht am 22.05.2023

und andere

Ich habe mich bei der Deutschen Bahn beschwert. Dafür gibt es viele Gründe, aber man will es nicht übertreiben, also habe ich mir einen ausgesucht, der immer wieder nervig ist, auch wenn die Bahn dafür nichts kann, sie lässt es eben geschehen, wie sie zu volle Züge, Verspätungen, die Verwahrlosung von Bahnhöfen und Gleisen ganz unschuldig geschehen lässt.

Besonders nervig finde ich es, wenn man in den Speisewagen kommt, der in Betrieb ist, was ja schon ein Glück, auch wenn nun die Kaffeemaschine oder die Mikrowelle gerade kaputt, und die meisten Plätze sind mit Laptop-Pfeifen belegt, die auch noch unterm Tisch ihr Gepäck bunkern, also leicht einen 4er Tisch blockieren, oder mit Hilfe ihresgleichen über Kreuz, was es noch besser macht. Das sitzen sie, nehmen 2/3 der Tischplatte ein, trinken eine Kaffee; da bin ich sehr für Verzehrzwang und behaupten wie im Business so auch hier ihre Geschäftsmoral, die v.a. aus dem Pronomen, der 1. Person Singular besteht. (Ich bin da ausnahmsweise für Vollbremsungen, die mein Getränk, hoppla, zum Umkippen bringt, mit dem fatalen Ziel der feindlichen Tastatur. Hoppla!)

War das früher besser? Man stellt das auch beim Autofahren fest, ich glaube die Coronamaßnahmen waren das Gegenteil von Solidarität, nämlich Unterwerfung und Dummheit. Identifikation mit staatlichen Maßnahmen in Deutschland - wohin führt das…?

Karl Kraus gibt in „Die letzten Tagen der Menschheit“, ein sehr aktuelles Buch, ein Beispiel von der „Kriegsgeneralversammlung des sozialdemokratischen Wahlvereins des Großberliner Riesenwahlkreises Teltow-Beskow-Storkow-Charlottenburg“: „Genosse Schliefke (Teltow): – Als Generalredner der Kriegsgeneralversammlung des sozialdemokratischen Wahlvereins des Großberliner Riesenwahlkreises Teltow-Beskow-Storkow-Charlottenburg fasse ich mithin zusammen: Wenn preußische Sozialdemokraten der Einladung in das Reichsamt des Innern folgen und der Kaiser an dieser Besprechung teilnimmt, so ist dies keine Verletzung sozialdemokratischer Grundsätze. Auch der Genosse David handelte korrekt, wenn er der Einladung des Kronprinzen folgte. Die Sozialdemokratie ist eine revolutionäre Partei (Oho!-Rufe) – sie muß deshalb auch, wenn es die veränderten Verhältnisse erfordern, mit alten Traditionen brechen.“

Nun, seither wird ganz revolutionär mit allen Prinzipien und aller Moral restlos gebrochen. Jetzt ist wieder Krieg, da wird zerbrochen, was ohnehin in Scherben lag: die SPD. Dabei war das mal eine Kulturträgerpartei mit Arbeitern und ein paar Frauen, die beeindruckende Bibliotheken zusammen lasen; heute lesen nicht einmal die Intellektuellen in diesem Land, sie glauben nur noch alles, was sie auf ihren Kanälen serviert bekommen.

Zum Beispiel, dass die Bandera-Freunde wie Melnyk unsere Kultur verteidigen, oder diese Leute, die hier mit Literatur- und sonstigen Preisen überhäuft werden. Oder großes Schauspiel mit Selenski! Ist das der neue Hans Albers oder tut man dem Unrecht dadurch? - Zum Glück liest niemand mehr Goethe und Schiller oder Thomas und Heinrich Mann oder Feuchtwanger usw. Die sind sowas von toter geht nicht. Aber man lässt sie nicht in Frieden ruhen, so als hätten die Kulturmacher ein schlechtes Gewissen, werden sie nun, dem illiteraten bürgerlichen Restbestand, also dem hirneventverwässerten Publikum in einer Fleischverarbeitung vorgesetzt, die an die von mir doch geliebte Currywurst erinnert. Die Schicksalsfrage, die mir die Wurst, besonders in der Deutschen Bahn, jedes Mal neu stellt, ist: Was war ich früher? So stellt sie sich nun in diversen Theatern.

Die letzten Tage der Menschheit sind nun vorbei, kein Karl Kraus sammelt mehr die Selfies der grünen Damen im Leopardenbikini mit Transhintergrund oder vom männlichen bayrischen Pendant mit seinem Riesenkanonenrohr.

Es ist aus, die Partei Linke hat ihre Chance gehabt, und, siehe oben, einmal mehr versagt. Vielleicht sollte die Bahn doch den Speisewagen schließen und ein normales Abteil daraus machen. Wir werden sowieso auf Schlafwagen umsteigen, da wird jede Verspätung als Möglichkeit, noch ein Stündchen mehr zu schlafen, begrüßt werden.

 

PS: Siehe auch die junge Welt z.B. vom 20.5. „Der Ruf des Blutes“, wo immer wieder über die ukrainischen Vasallen berichtet wird, die unsere Werte verteidigen.

Oder zur Vorgeschichte der dt.-ukr. „Werte“-Gemeinschaft: Klaus Nilius: In grenzenlosem Hass vereint. In: Ossietzky 10/2023.

 

 

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