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Das Argument - Corona und die "Linken"

Veröffentlicht am 10.11.2023

Im neuen Argument (341) gilt es, sich nicht durch die Eiswüste der Abstraktion zu arbeiten bzw. zu lesen, sondern durch allerhand Trivialitäten.

Was solche Beiträge in einer, wie ich es sicher falsch verstehe, früher mal marxistischen Theorie-Zeitschrift zu suchen haben? (Ich lasse einiges weg!) „Nachts als Frau unterwegs – was für ein Spaß!?‟ Ja, das ist alles schlimm, aber doch schon bekannt, aber auch die Nacht kennt ihre Dialektik, aber hier nicht. Da ist finstre Nacht, sonst nichts. Das könnte in jeder Frauenzeitschrift stehen, aber was folgt daraus?! Nun geht es so weiter: Frau Lehmann schreibt über ihre Erinnerungsarbeit für ein Buch. Das gehört auch in eine Frauenzeitschrift, vielleicht in einen Schreibworkshop für Anfängerinnen; aber was ist hier der Nutzen, was weiß man noch nicht?

Kurz danach der Höhepunkt: Frau Haug ist im Garten schlimm gestolpert, wenn ich das richtig verstanden habe, war dann eine Weile im Krankenhaus bzw. mal Zuhause, dann wieder hin und her usw., derweil stöhnt Herr Haug über die Arztrechnungen. Damit das ganze nicht zu trivial ist, wird es mit etwas Christa Wolf unterlegt. Ich frage mich, wo hier das Schamgefühl der Redaktion blieb? Ist alles private nun politisch, vielleicht ein großer Fehler, und also für alle anderen interessant?

Ich erinnere mich an Günther Anders Berichte aus dem Krankenhaus, das ist lange her, habe die aber ganz anders in Erinnerung. Leider hat niemand auf Deng Xiaoping gehört, irgendwann sollte Schluss sein, und sich die alten Leute zurück ziehen und den jungen das Feld überlassen; oder haben diese so wenig Mumm mal auch einen Text nach dessen Nutzen zu befragen?

 

Doch man wird, wenn man das aushält, doch noch belohnt. Es gibt, keinesfalls selbstverständlich hier, noch einen marxistischen Text, der sich kritisch mit dem Corona-Regime befasst! Und die staatsaffine und pharma-gläubige Linke kritisiert, die eine neue Allianz mit Staat und Großkapital eingegangen ist. Tove Soiland: Der hypermoderne Hygienismus und die Linke.

Man möchte noch ergänzen, dass sich diese neue Allianz der Guten im Krieg gegen Russland und nun im Krieg Israels gegen sein Feinde, deren Angehörige, deren Umfeld und Umgebung (Gaza) fortsetzt. Es zeichnet sich eine „Koalition von ‚linksradikalen‘ und ’linksliberalen’ Kräften‟ ab, „eine auf individuelle Verzichtleistung gründende Bearbeitung gesellschaftlicher Problemlagen‟. Der Klassencharakter der Maßnahmen war diesen kein Thema.

„Bereits in den 1960er und 1970er Jahren warnten Nicos Polantzas, Johannes Agnoli und Franz Neumann davor, die Entstehung totalitärer Systeme verkürzend auf die unfreundliche Übernahme des Staates durch diesem gegenüber feindlich eingestellten Gruppierungen zurückzuführen. Vielmehr machten sie geltend, dass totalitäre Tendenzen der kapitalistischen Produktionsweise inhärent und damit im Staat selber, der für diese einsteht, zu lokalisieren sind‟. (Hinweis auf Wolin S. Sheldon!) Und die sogen. Linke wurde vermutlich unverstandenermaßen seit Corona „zur entscheidenden Integrationskraft für diesen neuen Illiberalismus‟. Die alte rechte Ideologie ist für die heutigen Erfordernisse der Kapitalakkumulation – und ich füge hinzu des Imperialismus, denn das gehört zusammen – dysfunkional geworden. Kleiner Einschub: deshalb wird manches „rechte‟ Ideologiemoment heute schon wieder interessant, weil es aus einem Zusammenhang gelöst, Widerstand erzeugen kann. Nun kommt die (woke) Linke ins Spiel mit ihrer Weltoffenheit und Fortschrittlichkeit, die sich so gut ins neue Konzept einfügen lassen. Auf einmal steht die Welt Kopf und viele verlieren die Orientierung.

Nun, wenn sich der Pulverdampf verzogen hat, der im Moment die Landschaft durchweht, wird es neue interessante Konstellationen geben. Doch war das nicht bei jeder Krise schon so? Ein früherer Führer der KPD sagt dazu: einen stellt man auf, zwei fallen um.

Freilich doch noch eine optimistische Schätzung.

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