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Frau Illouz Abschied von der Linken

Veröffentlicht am 28.10.2023

In der Kapitalspresse: SZ (früher bürgerliche Presse)

Frau Illouz darf in der sie liebenden SZ (28.10.) ihren Abschied von der nun ungeliebten, da verlassenen Linken verkünden. Halb schwingt sie das Stöckchen, über das diese nicht gesprungen ist, halb die moralische Peitsche. Aber halt: Um welche Linke geht es hier überhaupt?

 Doch zuerst plaudert sie leichtfertig aus, was bei 9/11 und nun neu der Fall sein sollte: Ganz schlimme Verbrechen, dazu zählt sie das der Hamas vom 7. Oktober, sollten eine moralische Gemeinschaft stiften! (Ich vermute das, was die USA im Irak angerichtet haben, fällt in eine andere Kategorie; aber nein, hier wird eine Geschichte mit einer anderen verbunden und die gehören doch gar nicht zusammen. Da war Goethe schon weiter, aber der ist zu lange schon tot.)

Heute, da gibt es leider nur die Supermacht und ihr treuester Vasall BRD! Bereit, um bedingungslos alles gut zu heißen, was der Staat Israel aus Gründen der Rache oder sagen wir es staatstragender: der Strafverfolgung unternimmt, somit könnte man Herrn Scholz oder Frau von der Leyen als echte Linke bezeichnen?! Ich möchte natürlich nicht die Form des Tötens mit dessen (massenhaftem) Ergebnis gegenrechnen, das wäre eine Spirale des Wahnsinns, der ich nicht folgen möchte. (Da jeder Versuch der Erklärung, heute schon immer eine der Relativierung, und das heißt der Verharmlosung/Rechtfertigung geziehen wird.)

 Da ich diese französischen Parteien nicht kenne, lassen wir sie mit den 33 Havard-Studenten beginnen, ich glaube deren Zahl wird gerade dezimiert, die Israel die Schuld an dem Massaker zuschrieben, dann endet ihre linke Liste bei dem Marx-Clown Zizek. Davor, lassen wir die Differenzierung, die das Gegenteil von moralischer Gemeinschaft ist, einmal weg. Oder doch: gilt für die getöteten Palästinenser in Gaza nicht das Gleiche wie für die getöteten Israelis: Unschuldig, sicher die allermeisten? Auch wenn sie nach Frau Illouz den schöneren Tod erfahren dürfen durch Bomben von oben? Also keinem Vergleich standhalten?

 Nun, wenn es einen Kontext gibt, mit dem Frau Illouz ringt, sagen wir besser Vorgeschichte, ist Israel keineswegs alleine Schuld. Wobei man aber schon fragen darf, wer die Bestie Hamas gezüchtet hat, und wer die Zwei-Staaten-Lösung hintertrieben hat? Also ganz Unschuldig ist der Staat Israel an der Tragödie nicht. (Aber Menschen in Sippenhaft zu nehmen, auch für eine reaktionäre Staatspolitik, ist leider wieder sehr in Mode gekommen.)

(Was übrigens das Töten von Babies angeht, da sind wir durch den Irak-Krieg u.a. etwas gewarnt. Als wäre das Töten von Erwachsenen weniger schlimm? Aber das gehört in den PR-Bereich.)

 Frau Illouz will die Tragödie ohne Kontext voll verstehen. Fragen wir, wie kann man irgendetwas in der Geschichte ohne diese verstehen? Wenn wir die Vorgeschichte entfernen, werden wir von Horror überwältigt, und reagieren blind, d.h. in den eingeübten (sozialisierten) Bahnen des herrschenden „Diskurses‟. Also im Sinne der Herrschenden. Frau Illouz hat nicht die Linken verabschiedet, sondern die Gelegenheit benutzt, um in der SZ ihre (neue?) Seite zu finden bzw. diese zu wechseln.

Wenn sich die Juden, zumindest nach Frau Illouz, welche genau lassen wir offen, allein fühlen, so ist das etwas seltsam, da die Supermacht hinter ihnen steht, und auch „Deutschland‟ bereit ist, und nun auch noch mehr Waffen liefert in Kriegs- und Spannungsgebiete. Der ganze dt. Bundestag ist auf ihrer Seite. Allein gelassen, und die ganze Staatsmacht gegen sich, sind im Augenblick andere.

 Die Hamas zu zerschlagen ist eine gute Idee. Freilich, wenn das das Ziel schon bei dem IS bzw. den Taliban war, nachdem sie nicht mehr nützlich waren, so waren die US-Methoden doch nicht ganz erfolgreich. Aber da sind wir wieder bei dieser leidigen Vorgeschichte.

 

PS: Wenn es gewünscht wird, veröffentliche ich nochmals meine Rezi von Frau Illouz Buch über „Der Konsum der Romantik‟.

 

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