Ihre Browserversion ist veraltet. Wir empfehlen, Ihren Browser auf die neueste Version zu aktualisieren.

"Die Rache ist mein"

Veröffentlicht am 13.03.2023

Kammertheater Stuttgart

Ja, das Stück heißt: „Die Rache ist mein“, aber nein, mein ist die Rache!

 

Die armen Schauspielerinnen haben keinen Pausenraum mehr; als wir kamen, warteten sie am Bühnenrand schon auf ihren Einsatz. Haben sie mal nichts zu tun, also weder zu rennen, noch zu klettern, noch, meistens etwas aufgeregt, zu deklamieren, vertreiben sie sich die Zeit im Hintergrund.

Das Bühnenbild hat man schon öfters ähnlich gesehen, Vorbild dürfte ein Affenkäfig sein, worin diese rennen, klettern, an den Stangen rütteln, mal ihre gelegentlich besser artikulierten Laute von sich geben.

Was hat man den Menschen angetan, dass sie diesen Spiegel vorgehalten bekommen, dazu noch Kostüme, die im woken Karneval sicher als unbedenklich durch gehen würden. Eine diverse Besetzung gehört dazu, auch wenn wir gerade schauspielerisch mit dieser am wenigsten zufrieden sind. Aber besteht die Schauspielkunst darin, sich selbst zu spielen, obwohl es doch da auch eine gewisse soziale Spannbreite gibt? Aber das sind Kleinigkeiten.

Nein, nichts gelernt, kein Stoff zum Denken, fast zwei Stunden leicht gefroren, die Presse hinter mir, musste ein paar mal niesen; geschieht ihr freilich recht, weil sie ja alles diesbezüglich recht fand. („Feinde einer frei gebornen Menschheit: Krieg und Presse“, aber das gehört nicht hierher.)

Im Romanverhunzen sind sie in Stuttgart ganz groß, da wird gezittert und geschwitzt, da wird geturnt, dass es Turnvater Jahn eine dt. Freude gewesen wäre, da wird an den Gittern gerüttelt, aber kein Fenster führt aus diesem Alptraum hinaus. Eine Mischung aus Beckett und Naturalismus macht sich auf den Bühnen breit. Da fällt mir ein, was Karl Kraus auf Ernst Tollers „Das Drama muß radikal oder gar nicht sein!“ entgegnet: „Es kann aber auch, wie sich erwiesen hat, beides sein.“

Immer gut, wenn man ein zweites Standbein hat; die Regisseurin hat sogar ein Schwimmbein. Wir müssen uns also keine Sorgen um sie machen, nur um uns. Hier mehr denn je.

 

PS: Das Publikum, das freundlichen Beifall klatschte, hat wohl selber keine Gefühle mehr, und saugt sie nun aus den in der Badewanne ertränkten Kindern. Das passt in unsere Zeit, wo viele in der Hölle sterben und wir (grünes Rheinmetall usw.) noch für das Feuer sorgen.

 

---

 

Vielleicht sollte es Herr Kosminski auch mal mit Schwimmen versuchen, aber das kann er ja schon. Mit dem Strom.

 

Cookie-Regelung

Diese Website verwendet Cookies, zum Speichern von Informationen auf Ihrem Computer.

Stimmen Sie dem zu?