Ihre Browserversion ist veraltet. Wir empfehlen, Ihren Browser auf die neueste Version zu aktualisieren.

Mein Tag mit der Stuttgarter Zeitung

Veröffentlicht am 17.03.2023

... Theater, Show, Unterhaltung, Krieg und Frieden usw.

Wir lesen in der online Ausgabe der Stuttgarter Zeitung, die, siehe Springer, die Zukunft sein dürfte, vor der uns schon jetzt graut, dass die Premiere des Musicals „Tina“ etliche Promis anlockt. Wie viele von denen durch Freikarten angelockt werden, wissen wir nicht, wohl aber wie diese Karl Kraus charakterisierte: jene unter dem Durchschnitt hervorragenden. Vielleicht werden sie deshalb von „einem Publikum von Film- und Fußballgemütern“ so geliebt. (Hoffentlich kommt Boris Becker!)

 

Ähnlich dürfte es um den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Kretschmann stehen, auch so ein Promi, der nun in den ZDF-Verwaltungsrat berufen wird. Dort kann er nicht nur dafür sorgen, dass das Programm so bleibt wie es ist, sondern auch sich die Journalisten suchen, die er für ihre Arbeit weiter (be-)fördern möchte. Schließlich wollen nicht nur die Bundesminister in einem guten Licht dastehen. Wie wissen ja, dass Bestechung bei Beamten ein Delikt ist, bei Journalisten für diese eine Annehmlichkeit…

 

Weitere Blüten sind ein Vergleich von Oettinger mit Kretschmann, der eine Manager, der andere Philosoph. Nun, der eine hat sich erfolgreich nach Oben gemanagt, aber Kretschmann als Philosoph, das ist eben das Niveau dieses Blattes, wo keiner mehr darunter passt und also alle anderen Philosophen sind.

 

Während die einen im Gemeinderat sich Gelderhöhungen für ihren enormen Aufwand genehmigen, müssen die anderen demonstrieren, denn leider braucht man deren Geld für Pfizer und nun Rheinmetall. Da wir lesen, dass der Frieden nicht vom Himmel fällt, so wenig wie ihr „mutwillig heraufbeschworener Verteidigungskrieg“, müssen ersatzweise aus diesem noch mehr Bomben fallen. Im Kampf gegen Russland wissen sich die kalten Krieger, die zu neuem heißen Leben erwacht sind, mit ihren Vorgängern einig. Nur dass heute im Panzer noch quotiert wird, da sei die feministische Außenministerin vor. (Spätestens wenn die Panzer auf Batteriebetrieb umgestellt werden, haben wir gewonnen.) Fortschritt muss sein!

 

Noch ein Letztes zur Kultur. Morgen ist in Stuttgart Premiere des bekannten Musicals „Cabaret“.

Calixto Bieito ist für ein Experiment in Stuttgart. Da hier so vieles erwartbar und nicht nur im Sande verläuft, erhofft der Intendant sich vielleicht einen Rausch von Zuschauern. Herr Bieito ist fasziniert von den 20er Jahren, was, wenn man wenig über diese Zeit weiß, und nur Fernsehen sieht, schon verständlich ist. Von Schober (in Wien) und Zörgiebel (in Berlin) wird er nichts wissen, und die Nazis geben den düsteren Hintergrund ab, vor dem das bisschen Gelichter davor, umso heller strahlt. Aber das waren damals schon Einzelfälle wie heute auch. Aber, und nur ein Philosoph wie unser Ministerpräsident könnte hier einen Widerspruch sehen, ist Herr Bieito eher an grundsätzlichen menschlichen Fragen interessiert: „Entscheidungen für oder gegen die Liebe, die Karriere oder eine Abtreibung.“ Na, da kann sich unser Publikum doch in jeder Zeit und jeder Inszenierung wie zu Hause fühlen, und die quälende Erinnerung an den Deutschunterricht, der in der Frage kulminierte, was hat uns das für heute zu sagen, wird ihnen dankbar abgenommen. Nichts.

 

Wir ahnen, was da einmal mehr auf uns zukommt, und werden dann gerne darüber berichten.

Wir hoffen nur, dass die „Jazzbanditengesellschaft“ uns ordentlich aufspielen wird, denn gelangweilt wollen wir den Skandal-Regisseur nicht aus Stuttgart entlassen und da wir Skandale genug haben, das wird er bei seiner Ankunft schon gesehen haben, hängt die Messlatte hoch. „In den Lasterhöhlen und Sündenpfuhle geht es bei weitem anständiger zu als in den Familienhäusern der Umgebung.“

 

(Das Beste hier stammt von Karl Kraus.)

 

 

Cookie-Regelung

Diese Website verwendet Cookies, zum Speichern von Informationen auf Ihrem Computer.

Stimmen Sie dem zu?