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Karl Kraus. Satire gegen Unwahrheiten aller Art

Veröffentlicht am 02.05.2024

Wiener Vorlesung zum 150. Geburtstag, 29.4.24

(update 4.5.)

Begrüßung: Veronika Kaup-Hasler, Stadträtin für Kultur und Wissenschaft

Vortragende: Katharina Prager

Diskutant: Gerald Krieghofer, Philosoph und Karl Kraus Experte

Moderation: Günther Kaindlstorfer, Journalist 

Lesung: Karl Markovics

https://www.youtube.com/watch?v=fmpR8-av3XQ

 

Eine staatstragende Veranstaltung mit Karl Kraus, besser über Karl Kraus. Mit Karl Kraus bedeutet, Karl Markovics trägt zwei längere Texte von Kraus vor, diese Texte waren einmal Vorlesungen, aber für heutige Verhältnisse und die Mikrofontechnik zu schwer oder nicht leicht zu verstehen. 

Frau Prager bemüht sich dafür um eine zackige Vorlesung, in dem sie ihren Vortrag wie ein Theaterstück in lauter Szenen zersplittert und diese wie der Ringrichter im Ring den Boxer anzählt. Der Boxer ist hier der Vortrag, schnell und agil. Wir sind der Boxer nach dem Kampf.

Der Moderator tut Karl Kraus alle Ehre an, indem er sich als jemand vor- und darstellt, vor dem auch schon Karl Kraus hätte warnen können. Die Medien, da gibt es doch ganz verschiedene... (Wer nicht müde war, dem fällt dazu die Berichterstattung zu Corona, dem Krieg gegen Russland oder zu Gaza ein.)

In der anschließenden Diskussion ist Herr Krieghofer noch mal eine Herausforderung. Nicht, dass er ab und zu sich verspricht, ist das Problem, das ist eher lustig, sondern, dass er mitten in den Sätzen Pausen macht, als würde er nachdenken oder hätte den Satzausgang vergessen. Das Publikum reagiert, und da ist nicht nur der Hitze schuld, indem es ab und zu die Augen schließt, vielleicht aber auch wg. der vollsten Konzentration? Dass das eine staatstragende Veranstaltung ist, siehst man nicht unbedingt an der Stadträtin, die ganz nett zu uns ist, sondern an den Themen, die fehlen. 

So fehlt, was Karl Kraus zum Thema Vaterland zu bieten hat, und das nicht zu dem beginnenden E-Wahlkampf passt, und was er mit dem Geld, das er mit seinen  Vorlesungen verdiente, machte. Er spendete viel der Roten Hilfe und den Bedürftigen.

Nichts zum heute fehlenden Kommunismus und den Folgen, eine könnte man René Benko nennen.

Frau Prager ist übrigens eine Frau, das ist schwer zu übersehen. Wir durften erfahren, wie schwer sie es mit dem Frauenbild* von Karl Kraus hat oder sich macht. Ob diese Erkenntnis relevant für die Frauenforschung ist, kann ich nicht beurteilen. Ob sie für die letzten Tage der Menschheit relevant ist - hhmmm?

 

*„Die angebliche Frauenfeindschaft ist für seine Feinde die Bresche in die verwinkelte Festung Karl Kraus, dessen geistige Autorität vielen heute noch solch ein Affront ist, dass sie dankbar jede seiner Schwächen auswalzen.‟ (Richard Schuberth)

 

Eintritt frei, freie Platzwahl. Gefreite Wiener?

 

PS: "Eine linke, liberale, eine sich progressiv wähnende Gesinnung, die sich in Phrasen entlädt, ist sogar ärgerlicher als das rechte Sentiment, weil sie ein kritisches Denken prätendiert, das ihr sprachlicher Ausdruck nicht einhält." Richard Schuberth: Karl Kraus. 30 und drei Anstiftungen. Wien 2016

Tipp: Djassemy, Irina: Der "Productivgehalt kritischer Zerstörerarbeit". Kulturkritik bei Karl Kraus und Theodor W. Adorno. Würzburg 2002

 

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