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mit Beschränkungen – aller Art

Veröffentlicht am 24.01.2023

Die Kritische Theorie wird 100

Die kommende Zeit wird wenig Erbauliches für uns bereit halten. Die FAZ macht gerne mal den Anfang. Thomas Thiel: Theorie mit beschränkter Haftung (23.1.23)

Nun könnte man das genauso gut für dessen (letzten?) Artikel behaupten, aber für Israel danebenzuhauen ist nicht so schlimm wie das Gegenteil: Israel, d.h. die dortige Politik zu treffen, und erst recht nicht von hier aus. Da sei die documenta, München, Die Vögel, oder die eine oder andere Literaturpreisträgerin vor. (Da ab jetzt alle Preise an Ukrainer vergeben werden, ist das Problem gelöst!)

Herr Thiel nimmt die Position des souveränen Kammerdieners ein, für den es bekanntlich keine Helden gibt, mögen die auch noch so sehr mit dem Sozialismus »kokettieren« , also wird mit Lukács, der sonst in der FAZ nicht eben geschätzt wird, deren Adresse »Grand Hotel Abgrund« verraten.

Dieses Institut von Unternehmersöhnen - heute machen die Unternehmenserben ganz andere Sachen mit ihren Stiftungen, wäre mal ein Vergleich wert -, es fehlt das jüdische, aber da sind wir mal ganz vorsichtig, mit den Themen »Traum und Kindheit, Musik und Literatur« kann man natürlich nicht ganz ernst nehmen, zumal es dort bis heute an Politischer Ökonomie fehlt - dazu könnte man viel sagen, aber hier nicht -, und das Ganze »niemals so recht Gestalt gewann« . Empirie, wie sie die bürgerliche Soziologie versteht, die Verdoppelung der Welt in Zahlen und Daten, war einfach nicht deren Ding.

Was soll man auch von Leuten halten, und wie gefährlich können diese sein, denen Beckett und Schönberg näher sind als das Betriebsklima von Mannesmann?!

Die (dissonante) Töne der Frankfurter, die das Lied der gehobenen Verzweiflung ergaben,- wer nimmt denn einen Marxisten ernst, der nicht im Arbeiterviertel wohnt, und jeden Monat um seine Miete bzw. aktuell Strom- und Gasrechnung bangt?

Man darf von diesen kritischen Theater- und Opernbesuchern, Festrednern und Uniprofessoren, neudeutsch Warmduschern oder noch neudeutscher Schnellduschern nicht zu viel verlangen! Das tut die FAZ natürlich nicht, sondern das Gegenteil, und dafür erscheint das Ganze ja im Feuilleton. Das wenig mit der historischen FZ zu tun hat, auch wenn man sich einen Marxisten als Clown hält.

Zu unserem Unglück waren das fast normale Menschen, denen dasselbe, bzw. das, was die FAZ dafür hält, nicht fremd war: kleinliche Intrigen gehören einfach zu diesen Leuten, die nicht besser waren. (Zumindest nicht hier und damit ist es doch schon genug für uns.)

Ein Freund, der in der Emigration war, erklärte mir einmal, wie die Verwirrung und auch kleine und größere Bösartigkeiten dieser Leute zustande kamen, die doch für uns oft Vorbilder sind? Es sind diese kaum noch verständlichen Umstände, die die Menschen machten. Und heute übrigens, wo doch vieles klarer ist, und der autoritäre Staat keinen Vergleich duldet, sind die bürgerlichen Journalisten noch schlimmer, Corona-Berichtbestattung schon vergessen und jetzt das Schön-Schreiben (ohne Alkohol?) in der gleiche Zeitung der Ukraine? In diesen Redaktionen geht es vermutlich schlimmer zu als in jeder Emigrantengemeinde, den dort wurde gestritten – aus Verzweiflung, heute herrscht Einigkeit wegen der Gehaltsabrechnung...?!

Richtig ist, das steht aber leider nicht so da, die Frankfurter Schule ist Geschichte, endet mit Adornos Tod, Habermas ist dann auf den Knien gelandet als Staatsphilosoph, und seither rutschen seine Nachfolger darauf herum; tja, Fördermittel bekommt man in diesem Land nicht für marxistische Theorie sondern dafür keine. (Wird das geschrieben, ist noch die Häme spürbar, die diese Sätze motiviert; keinem soll es besser gehen, der dagegen ist, wofür Herr Thiel sein muss.)

Das nun bald 100-jährige Institut wird bei uns dieses Jahr wahlweise lauwarm gebadet oder durch den Kakao gezogen werden. Die Gewalt der Verhältnisse und deren korrumptiven Potenzen haben diese Kritiker zur (bürgerlichen) Raison gebracht, so wie die SPD, die Grünen und die Linke, die Gewerkschaften lassen wir mal weg. Wer jetzt gegen den Krieg ist, gegen den dt. Revanchekrieg des neuen dt. Imperialismus gegen Russland, wird sich warm anziehen müssen. Diesmal werden »wir« (unsere Geld-Wertgemeinschaft) den Osten für Blackrock & Co. befreien und sei es auf Kosten der Klimarettung.

Man kann diesen Versuchen der Einhegung, Verharmlosung und Bagatellisierung des kritischen Denkens am besten widerstehen, in dem Freud und Marx, Marcuse und Adorno, Luxemburg und andere sich vornimmt. Und, es bleibt die unmögliche Aufgabe, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen.

Vielleicht ist es aber auch so, es gibt keine Kritische Theorie mehr, weil es kein kritisches Bürgertum mehr gibt; das haben die Nazis ermordet, danach war nicht mehr viel. Die FAZ legt gelegentlich ein Blümchen an deren Grabe ab. - Wer sich heute unter den Bürgern umschaut, findet keine mehr. (War auch so ein Thema…)

 

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PS: »wie ja überhaupt seitens der lacanischen Psychoanalyse (…) bemerkt worden ist, dass eine der stärksten menschlichen Bestrebungen hinsichtlich des Wissens darauf gerichtet ist, bestimmte Dinge nicht zu wissen.« R. Pfaller

 

Lit.: Kondo, Marie (2017), Magic Cleaning. Wir richtiges Aufräumen Ihr Leben verändert. rororo

 

 

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