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Nachtrag (zu Ossietzky 4/24) zu einer Absage bei den Wiener Westwochen

Veröffentlicht am 16.03.2024

        

 In der FAZ (13.2.24 online) hat Herr Brachmann den Stahlhelm auf, und muss den alternativlosen Milo Rau mit Currentzis nach etwas hin und her mit den totalitären Bewegungen der 30er Jahre zusammen bringen, da es beiden an Empathie für Frau Lyniv, deren Orchester, der Ukraine und dem Werk, von dem wir freilich wenig bis weniger erwarten, fehle. Es fehlt bei Herrn Brachmann freilich auch die weitere Steigerung. Denn Brachmanns Empathie schließt ja aus, dass er unter seinem Stahlhelm auf den Gedanken kommen könnte, dass diese eine ist, die das Weitersterben in der Ukraine befördert. (Auf dass im Wirtschaftsteil die Gefühle steigen.) Sein Werk, das Massengrab im Feuilleton. Sein Beitrag, das in der Ukraine. Seine Freiheit, die der Aktionäre, die nun mit dem lauen Rau und Lyniv vorlieb nehmen müssen. Herr Brachmann und die FAZ werden Milo Rau noch lehren, dass die Bildungsbürger, oder, die sich dafür halten, sich ihre Begriffe Kunst und Haltung nicht sturmreif schießen lassen. Sie können auch anders, also andere für sich bluten lassen, siehe Ukraine.

 

2. Schönberg und die Folgen: Wenn wir schon bei der Musik sind: Mein Lieblingsstück ist von John Cage und heißt 4'33". Nun ist John Cage ja recht bekannt, leider weniger Erwin Schulhoff (1894-1942). Ausnahmsweise empfehle ich den biographischen Eintrag bei Wikipedia. Schulhoff komponierte 1919 den Klavierzyklus Fünf Pittoresken, darin In Futurum also 33 Jahre vor John Cage. Kannte Cage dieses Stück? Wir wissen es nicht. Und warum soll man eine gute "Idee", eine geniale Komposition, nicht wiederholen?

 

3. Schulhoffs Antwort auf den Nationalsozialismus kann man nicht mehr wiederholen, es gibt den Kommunismus als Hoffnungsträger und als Drohung nicht mehr. ("...der Teufel hole seine Praxis, aber Gott erhalte ihn uns als konstante Drohung über den Häuptern jener, so da Güter besitzen und alle andern zu deren Bewahrung und mit dem Trost, daß das Leben der Güter höchstes nicht sei, an die Fronten des Hungers und der vaterländischen Ehre treiben möchten." Karl Kraus). Aber wer auch Todestag hat, und leider vergessen, der könnte ein paar Illusionen über den bürgerlichen Staat vertreiben. Dazu ist kürzlich ein neues altes Buch (Lenin, Wladimir Iljitsch: Der Marxismus über den Staat. Staat und Revolution. Kritische Neuausgabe. Verl. 8 Mai 2019) erschienen. Darin lesen wir und empfehlen einen Stift in die Hand zu nehmen und die Punkte nacheinander abzuarbeiten:

Der bürgerliche Staat gestattet Arbeitern und Sozialdemokraten den Zutritt zu seinen Institutionen, zu seiner Demokratie so und nur so, dass er (α) sie durchsiebt und dabei die Revolutionäre aussiebt; (β) sie gefügig macht und Beamte werden läßt; ‚Ermattungsstrategie‘ (…) (γ) dass er sie durch Bestechung gewinnt (…) (δ) außer grober Bestechung greift er zu raffinierter Bestechung, bis zur Schmeichelei (…) (ε) er ‚beschäftigt‘ sie, überhäuft sie mit ‚Arbeit‘, erstickt sie unter Bergen von ‚Papier‘, in der muffigen Atmosphäre von ‚Reformen‘ und Reförmchen’; (ζ) er demoralisiert sie durch die kleinbürgerliche Gemütlichkeit eines ‚kulturell‘ erträglichen Philisterdaseins…‟

 Selbstverständlich distanzieren wir uns von dem, was Engels vor langer Zeit und Lenin abschrieb, um seine Gegenwart besser zu verstehen. Alles ist doch heute ganz anders und noch besser.

 

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